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Dettingen – ein alter Wallfahrtsort
Über die Anfänge kirchlichen Lebens und die erste Kirche in Dettingen gibt es keine gesicherten Nachrichten. Urkundlich greifbar wird eine Kirche in Dettingen 1340. Doch archäologische Forschungen brachten Grundmauern aus weit älterer Zeit zu Tage.
Wohl schon damals bestand in Dettingen eine Wallfahrt zum hl. Hippolyt. 1447 wurde der Chor der Kirche völlig neu errichtet. Steinmetzzeichen verweisen auf Bauleute der Straßburger Dombauhütte. Der Anbau eines Seitenschiffs nicht viel später und Reste einer Außenkanzel sprechen für große Pilgerscharen, die rund um den 13. August, dem Festtag des hl. Hippolyt, nach Dettingen kamen. Münzen, die im Boden unter der Sakristei gefunden wurden und die sich zwischen 1340 und 1655 datieren ließen, stammen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Erst im 19. Jahrhundert kam die Wallfahrt unter dem Einfluss der Aufklärung zum Erliegen.
Die Zugehörigkeit zur Pfarrei Kleinostheim
Obwohl die Wallfahrt große Bedeutung hatte, wird Dettingen um das Jahr 1300 nicht als eigene Pfarrei, sondern als Filiale von Ossenheim (Kleinostheim) genannt, die bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts zum Stift Aschaffenburg und damit zur Erzdiözese Mainz gehörte.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatten der Dreißigjährige Krieg und die Pest auch in Dettingen tiefe Spuren hinterlassen. Nur wenige Familien hatten überlebt, und auch die Hippolyt-Kirche hatte Schäden davongetragen. Erst langsam nimmt die Einwohnerzahl von Dettingen wieder zu. Kleinostheims Pfarrer Bozenhard listet 1719 für das Dorf 235 und für den Heißerackerhof 6 Personen auf, außerdem sind eine Kirche, ein Schulhaus mit einem Schulraum und ein Lehrer angegeben.
Eine besser geregelte Seelsorge in Dettingen wird nach 1749 durch eine Stiftung des Dettinger Schultheißen Johannes Steinbacher möglich. Die Mittel reichen zur Einrichtung einer Kaplanstelle, die aber wohl erst seit 1822 regelmäßig besetzt wurde.
Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts kam es wegen der Feier des Patroziniums zu langwierigen und teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Mutterpfarrei und der Filiale Dettingen, die endgültig erst 1801 von Pfarrer Schick mit der Festlegung der Kleinostheimer Kirchweih auf den Sonntag nach der Dettinger Wallfahrtskerb beigelegt werden.
Dettingen zählte 624 Einwohner, als Pfarrer Adelmannn von Kleinostheim 1867 um die Errichtung einer selbständigen Seelsorgstelle in Dettingen bat. Doch erst am 2. Februar 1914 wurde schließlich die Kaplanstelle der Pfarrei Kleinostheim nach Dettingen verlegt (exponiert). Erster Expositus wird 1914 Kaplan Vinzenz Hofmann. Zu dieser Zeit leben in Dettingen 1120 Katholiken, es gibt mittlerweile eine Schule mit vier Klassen. Die Expositur wird 1917 zur Lokalkaplanei erhoben, und 1922 kam es schließlich zur Gründung einer selbständigen Pfarrei Dettingen.
Die neue Pfarrkirche
Für die seit dem Eisenbahnanschluss 1854 stetig wachsende Gemeinde wurde die Hippolyt-Kirche zu klein. 1913 zählte Dettingen 1113 Einwohner und man dachte an eine Erweiterung oder einen Neubau der Kirche. Die angefertigten Pläne – einer sah sogar den vollständigen Abriss der bestehenden Hippolyt-Kirche vor – wurden kriegsbedingt jedoch auf Eis gelegt.
Am 29. September 1918 beschloss die Kirchenverwaltung den Ankauf eines Geländes am damaligen Nordwestrand des Dorfes, das für den Bau einer Kirche, eines Pfarrhauses und einer Schwesternstation vorgesehen war.
Am 1. Januar 1922 übernahm der erst 32-jährige Priester Hugo Dümler die Lokalkaplanei Dettingen und wird wenige Monate später ihr erster Pfarrer. Unverzüglich beauftragt er den Architekten Dominikus Böhm, der seinerzeit zusammen mit Martin Weber das „Atelier für Kirchenbaukunst“ in Offenbach betrieb, mit Planung und Bau der Kirche. Bereits am 30. März 1922 reichte Dümler die Baupläne bei der Genehmigungsbehörde ein.
Die Beschaffung der Mittel für den Kirchenbau gestaltete sich außerordentlich schwierig. Die Hochinflation dieser Jahre machte Geldwirtschaft kaum möglich. Beispielsweise wurde zwar eine Sammlung in allen Kirchen des Regierungsbezirks für den Kirchenbau in Dettingen genehmigt, doch als das gesammelte Geld bereitgestellt wurde, reichte die Summe gerade zum Kauf von 1000 Backsteinen.
Dennoch wurde die Kirche binnen Jahresfrist fertiggestellt und am 1. Juli 1923 eingeweiht werden. Während die Architektur dieser ersten modernen (also nicht in historischen Stilformen errichteten) katholische Kirche in Deutschland kaum kritisiert wurde, sorgte ihre expressionistische Ausmalung für einen Eklat. Der Maler Reinhold Ewald – zu dieser Zeit einer der führenden Expressionisten in Deutschland – musste einige Änderungen an den bereits bestehenden Fresken vornehmen, und die Fertigstellung des Kreuzwegs an den Langhauswänden zog sich bis 1927 hin.
Seelsorge
Vieles kam durch den Pfarrer vor Ort in Bewegung. Ein Kirchenchor wurde gegründet, es entstanden Jugendgruppen und auch das Vereinsleben bekam Auftrieb. 1927 kamen Schwestern von der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu in Kloster Oberzell nach Dettingen und kümmerten sich bis 1986 um Krankenpflege und Erziehung: Eine Kinder- und eine Handarbeitsschule wurden eingerichtet.
Auch spätere Pfarrer hinterließen ihre Spuren, die keineswegs nur an Bau- und Renovierungsmaßnahmen kirchlicher Liegenschaften ablesbar sind. Die eigentliche Seelsorgearbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist oft nicht messbar. Gleichwohl ist sie die Hauptaufgabe aller, die berufen sind, am Aufbau des Reiches Gottes mitzuarbeiten.
Michael Pfeifer
unter Verwendung eines Aufsatzes von Edwin Hussi († 2015)
Hauptamtliche SeelsorgerInnen der Pfarrei Dettingen
(seit 2010 Pfarreiengemeinschaft „Kirche auf dem Weg“ Karlstein)
- 1922–1950 Pfarrer Hugo Dümler
- 1949–1950 Kaplan Thomas Maier
- 1950–1956 Pfarrer Edmund Roeser
- 1951–1990 Kurat Alfred Seidel
- 1956–1958 Pfarrer Karl Rohner
- 1958–1985 Pfarrer Anton Wombacher
- 1983–2010 Diakon Norbert Emge
- 1986–2008 Pfarrer Franz Kraft
- 1994–2000 Pastoralassistentin Wiltrud Stoer
- 2000–2010 Pastoralreferentin Marion Schneider
- 2008–2010 Pfarradministrator Pater Peter Kotwica
- seit 2010 Pfarrer Dr. Krzysztof Sierpien
- 2014-2018 Pfarrvikar George Kalathurparampil
- 2018-2020 mitarbeitender Priester Dr. Aloysius Cheta Chikezie