Im Jahre 772 wird Walinesheim, das spätere Großwelzheim, in einer Schenkungsurkunde an das Reichskloster Lorsch erstmals erwähnt. Kirchlich gehörte Großwelzheim abwechselnd zu den Pfarreien Kahl und Hörstein. Eine eigene Pfarrkirche erhielt der Ort erst 1927. Zuvor gab es eine Kapelle, die, wie alle folgenden, dem hl. Bonifatius geweiht war. Schriftlich bezeugt ist sie erst 1685, bereits 1592 findet sich aber auf einer Landkarte des Freigerichts eine Kapelle mit umgebendem Friedhof in der Ortsmitte von Welsheim. Ihren Standort an der Hauptstraße markiert heute das einstige Turmkreuz und ein Gedenktafel. Auch die Straßenbezeichnung Kapellengasse erinnert daran.
1775 wurde die Kapelle erweitert. Damals gehörte Großwelzheim zur Pfarrei Kahl. Hieran erinnert auch heute noch der Kahler Kirchweg. Dieser wird bereits in einer Urkunde des Jahres 1386 als von Welzheim nach Kahl führend genannt. Später wurden nicht nur Großwelzheim, sondern auch Kahl Filialorte der Pfarrei Hörstein.
Die einstige Gottesdienstordnung ist wegen der Rechte der verschiedenen Pfarreien etwas verworren. Nur am Fest des Kirchenpatrons St. Bonifatius hatten die Großwelzheimer Anspruch auf eine Messe. Sonst mussten sie den Gottesdienst in Kahl oder Hörstein besuchen.
Als Kahl im Jahr 1769 Kaplanei wurde und eine Kirche baute, wollten Kahl und Großwelzheim sich von Hörstein trennen. Dagegen wehrte sich der damalige Hörsteiner Pfarrer Carolus Ignatius Arnold jedoch mit Erfolg. Großwelzheim konnte zu dieser Zeit für den Sonntagsgottesdienst einen Geistlichen aus dem Kloster in Seligenstadt gewinnen. Dagegen verwahrte sich der Hörsteiner Pfarrer ebenfalls.
1853/54 wird ein neues Gotteshaus von bescheidener Größe (8×18 m) am Platz der heutigen Kirche errichtet. Die Trennung von der Pfarrei Hörstein bedeutete das noch nicht. Doch fortan feierte man jeden Sonntag und zusätzlich an zwei Wochentagen Gottesdienst in der neuen Kirche. Erst 1907, nachdem Kahl Pfarrort geworden war, erhielt Großwelzheim eine eigene Expositurkaplanei. Im gleichen Jahr bauten die Großwelzheimer für den Geistlichen ein Pfarrhaus am Wiesenweg.
Der erste selbständige Großwelzheimer Seelsorger war Kuratus Albert Susann. Er war in der Gemeinde von 1907 bis 1914 tätig, dann wurde er Militärseelsorger. Kuratus Alois Grünewald war sein Nachfolger. Als an Weihnachten 1922 Großwelzheim zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde, wurde Alois Grünewald mit Wirkung zum 1. April 1923 erster Pfarrer von Großwelzheim. Die Bevölkerungszahl lag inzwischen bei etwa 1400 Einwohnern, so konnte die Erweiterung des alten Kirchleins nicht mehr länger hinausgeschoben werden. Von der bischöflichen Behörde erhielt Grünewald den Auftrag, die Kirche zu erweitern. Am 2. Mai 1926 wurde der Grundstein gelegt und bereits ein Jahr später am 22. Mai 1927 erfolgte die Weihe durch Bischof Matthias Ehrenfried.
Die gesamten Maurerarbeiten führte der Großwelzheimer Bauunternehmer Wilhelm Hornung aus. Die Kosten beliefen sich auf 80.000 Mark. Die Gemeinde gab 7.000 Mark dazu, das bischöfliche Ordinariat gewährte einen Zuschuss von 15.000 Mark und ein Darlehen von 32.000 Mark. Die Pfarreimitglieder gaben hohe Spenden und leisteten für etwa 20.000 Mark Hand- und Spanndienste.
Nur ein Jahr nach der Kirchweihe verließ Pfarrer Grünewald die Pfarrei und übergab sie seinem Nachfolger Alfons Schneider, der bis 1948 als Pfarrer von Großwelzheim wirkte. Er bemühte sich besonders um die Vollendung der Ausstattung des Gotteshauses. Am 14. März 1948 wurde Pfarrer Burkhard auf die Pfarrei übertragen. 1949 gelang es ihm, zwei neue Glocken zu beschaffen. 1957 stieß er eine grundlegende Renovierung und Umgestaltung der Kirche an, wobei auch die Wandbilder von Bergmann-Franken und Vollmer verschwanden.
Im Jahre 1963 kam Pfarrer Johannes Zimmermann nach Großwelzheim. Unter seiner Ägide wurde der Altarraum 1967/68 entsprechend der erneuerten Liturgie umgestaltet und die Kirche in den Jahren 1971/72 abermals renoviert und modernisiert. 1998 ging Pfarrer Zimmermann in den Ruhestand, blieb aber zunächst in Großwelzheim wohnen.
Der Pfarrer der Nachbargemeinde Dettingen, Franz Kraft, übernahm ab diesem Zeitpunkt die Großwelzheimer Pfarrgemeinde. Als mitarbeitender Priester unterstützte Pfarrer Zimmermann seinen Amtsbruder noch einige Jahre.
Am 27. November 1988 wurde das neue Pfarrheim offiziell seiner Bestimmung übergeben. Neben der Kirche ist es ein wichtiger Mittelpunkt des aktiven Lebens der Pfarrgemeinde geworden, eine Begegnungsstätte mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Bereits 1960 war ein erster Anlauf zum Neubau eines Pfarrheims unternommen worden. Die Anregung dazu kam vom damaligen Ortsgeistlichen Pfarrer Burkhard Ruf. Ein zweiter Anlauf erfolgte im Jahr 1978 auf Anregung der katholischen Vereine und Gruppen. Beide Versuche scheiterten wegen finanzieller Probleme. Erst der dritte Anlauf führte zum Erfolg. Die Planungsgemeinschaft Fey und Focht, Aschaffenburg, wurde im Juni 1984 mit der Realisierung des Bauvorhabens beauftragt.
Für viele überraschend verließen Pfarrer Kraft und Pfarrer Zimmermann die Pfarreiengemeinschaft Karlstein im Lauf des Jahres 2008. Kraft wechselte in die Pfarrei Erlenbach am Main, Zimmermann kehrte nach Würzburg zurück, wo er einst sein Abitur abgelegt und studiert hatte.
Während der Vakanz leitete für kurze Zeit Uwe Hartmann aus Kahl als Administrator die Pfarrei, dann in gleicher Funktion Pater Peter Kotwica bis zur Einführung von Pfarrer Dr. Krzysztof Sierpien im September 2010. Den Vorsitz der Kirchenverwaltung hatte Diakon Michael Balbach übernommen. In den Anfangsjahren standen Pfarrer Dr. Sierpien zunächst Pfarrvikar George Kalathurparampil, später Dr. Aloysius Cheta Chikezie als mitarbeitender Priester hilfreich zur Seite. Eine wertvolle Stütze für ihn war auch Diakon Michael Balbach, der sich 22 Jahre in der Pfarrei engagierte.
Inzwischen ist die Pfarrei Großwelzheim in den pastoralen Raum Alzenau, Kahl, Karlstein eingebunden.
Helmut Nimbler und Gerhard Reisert
(bearbeitet von Michael Pfeifer)