Weihbischof Ulrich Boom stand der Heiligen Messe um 9 Uhr vor und hielt die Festpredigt. Gleich zu Beginn erklang das „Bernhardslied“, das normalerweise nur im August seinen festen Einsatz hat. In diesem Lied werden das Leben, die Glaubensstärke, das Vorbild und die Bitte um die Hilfe des Heiligen Bernhard besungen. Die Melodie des Liedes geht auf das bekannte Lied „Singt dem König Freudenpsalmen“ zurück.
Zu diesem feierlichen Anlass legte Weihbischof Boom Weihrauch auf und inzensierte den Altar. Später, zur Gabenbereitung, ging er auch durch den Mittelgang und inzensierte die Mitfeiernden in den Kirchenbänken. In seiner Predigt griff der Bischof das Pestgeschehen auf, übertrug es auf die heutige Zeit und mahnte, dass die „Pest“ heutzutage viele Formen annehme, die Gesellschaft und Menschen gleichermaßen erreichten. Er ermutigte dazu, sich nicht den miesmachenden Stimmen anzuschließen, sondern hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Dabei nahm er immer wieder Bezug auf die Vita des Heiligen Bernhard, dessen Glaubensverständnis und Spiritualität. Zum Schluss seiner Predigt stellte der ehemalige Weihbischof die Vermutung an, dass die Hörsteiner gerade wegen der Glaubenstreue, der Stille und der Besonnenheit von Bernhard von Clairvaux in ihrer Not um seine Fürbitten flehten. Warum Bernhard von Clairvaux in Hörstein zum Pestpatron wurde, ist allerdings nicht überliefert.
Für den Festgottesdienst wurden eigens Fürbitten verfasst, die den Ort, die Ortsgemeinschaft, die Menschen und die Gesellschaft, das Thema Gesundheitsversorgung sowie die Seelsorge in Bezug auf das Pestwunder thematisierten. Auch der verstorbenen Vorfahren wurde gedacht.
Im Anschluss fand im Hörsteiner Pfarrheim St. Martin der traditionelle Neujahrsempfang statt, der von der Pfarrgemeinde für die gesamte Ortsgemeinschaft organisiert wurde. Vom Pfarrteam begrüßte der Vorsitzende Christian Wohnsland die zahlreich erschienenen Gäste im großen Saal des Pfarrheims. Er blickte auf wesentliche Wegmarken des vergangenen Jahres 2024 zurück und gab einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr 2025.
Anschließend trat der amtierende Bürgermeister der Stadt Alzenau, Stephan Noll (CSU), ans Mikrofon und richtete persönliche Worte an die Zuhörer. Er betonte das besonders enge Verhältnis der Stadt zur Kirche und bezeichnete diese als „enge und wichtige Partnerin“. Alzenaus Altbürgermeister und amtierender Landrat des Landkreises Aschaffenburg, Dr. Alexander Legler (CSU), knüpfte in seiner lebhaften Rede an die Predigt von Weihbischof Boom an und begann mit den Worten: „Wir sind und brauchen keine Miesmacher, wir sind und brauchen Hoffnungsträger.“ Für den Landrat sind die Menschen und das ehrenamtliche Engagement leuchtende Zeichen der Hoffnung.
Es ist ein fester Brauch, dass die Pfarrgemeinde auch die Hörsteiner Vereine sowie Vertreter des öffentlichen Lebens und Ehrenamtliche gezielt einlädt. So waren an diesem Tag die Stadträte Klaus Hoffmann (CSU), Harald Ritter (CSU) und Jeanette Kaltenhauser (FDP) anwesend. Von den Vereinen nahmen unter anderem die Freiwillige Feuerwehr, der Musikverein, der Trachtenverein, die Hörsteiner Herbstmädchen, der Vereinsring, der Gesangverein „Sängerlust“ und weitere teil.
Nach dem Landrat trat Pfarrer Frank Mathiowetz ans Mikrofon und stimmte die Gäste auf das besondere Jahr 2025 ein. Mit dem Pestjubiläum und dem Heiligen Jahr, das Papst Franziskus für 2025 ausgerufen hat, gebe es zahlreiche Möglichkeiten, „geistlich“ aufzutanken und sich zu erneuern. Seinen besonderen Dank richtete er an die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarrgemeinde sowie des gesamten Ortes, die in ihren unterschiedlichen Ämtern und Diensten tätig sind. Ohne diese Ehrenamtlichen wäre kirchliches und örtliches Leben nicht möglich, und viele Menschen stünden in ihrer Not alleine da.
Dabei ging Pfarrer Mathiowetz auch kurz auf die Kirchenverwaltung ein, die im Herbst neu gewählt wurde. Er lobte die zuverlässige Zusammenarbeit der vergangenen Jahre und verabschiedete zwei „Urgesteine“ der bisherigen Kirchenverwaltung. Im Namen des Würzburger Generalvikars Dr. Jürgen Vorndran überreichte er Alfred Kraus und Burkard Schlett eine Dankesurkunde für 18 Jahre Dienst in der Pfarrgemeinde. Für Ihre persönliche Zukunft wünschte er Ihnen Gottes reichsten Segen.
Während all der Reden stand Weihbischof Boom in den Reihen der Gäste und hörte aufmerksam zu. Bevor das offizielle Programm endete, überreichten Pfarrer Frank Mathiowetz und Harald Ritter ein besonderes Geschenk an den Weihbischof. Es handelte sich um 12,5 Liter Apfelwein. Pfarrer Mathiowetz verriet humorvoll, dass der Weihbischof „Äpelwoi“ sehr schätze. In Würzburg gebe es zwar auch guten Wein, jedoch keinen Apfelwein. Dieses Geschenk setzte einen besonders herzlichen und humorvollen Schlusspunkt des Programms.
Der ehemalige Weihbischof ließ es sich nicht nehmen, noch ein paar Worte zu sprechen und sich zu bedanken. Er habe einen sehr positiven Eindruck gewonnen. Abschließend erinnerte er nochmals daran, keine Miesepeter zu sein und das Glas immer halb voll statt halb leer zu sehen.
Im Anschluss war noch Zeit für persönliche Begegnungen. Die Bewirtung übernahm das Pfarrteam.
Am 18. Mai findet die Weinbergsprozession mit Benediktinerpater Dr. Simon Schrott (OSB) statt. Am 24. August erneuert der Zisterzienserabt Dr. Maximilian Heim (OCist) das 400. Pestgelöbnis gemeinsam mit den Hörsteinerinnen und Hörsteinern.
Zum Hintergrund:
Im Jahr 1625 wütete in Hörstein eine große Pestepidemie. Täglich starben im Durchschnitt 19 Menschen, und insgesamt wurden 400 Tote beklagt. In ihrer Not wandten sich die Menschen im Gebet an Gott und baten den Heiligen Bernhard von Clairvaux um seine Fürsprache. Den Überlieferungen zufolge wurden die Gebete erhört, und der Ort wurde vor dem Aussterben bewahrt. Aus Dankbarkeit gelobten die Hörsteiner, alljährlich um den Gedenktag des Heiligen Bernhard von Clairvaux (20. August) herum des Pestwunders zu gedenken und das Versprechen zu erneuern. Dieses Gelöbnis wird seit 400 Jahren weitergetragen und ist bis heute nicht in Vergessenheit geraten.