Groß sein wollen. Ganz vorne sein, von sich reden machen. Gesehen werden. Auf der Bühne stehen.
Das ist etwas, was unsere zu Ehrenden nicht im Sinne haben.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer die sogenannten Gotteshäuser sauber hält, Heiligenfiguren und Lampen mit langen, an Teleskopstielen befestigten Staubwedeln vom Staub und Spinnweben befreit, wer den Fußboden wischt, vor allem auch wenn z.B. im Winter die Gläubigen mit nassen und schmutzigen Schuhen in den Gottesdienst kommen? Wer die Toiletten putzt, die Sakristei?
Viele, die hier oder woanders für ihr Engagement geehrt werden, stehen in der Öffentlichkeit, es wird über sie in der Zeitung berichtet oder aber sie selbst machen auf sich aufmerksam, durch ständige Präsenz immer und überall. Eure Gruppe repräsentiert genau das Gegenteil.
Niemand sieht euch, wenn ihr euren ganz wichtigen Auftrag erfüllt, ihr exponiert euch nicht, ihr macht einfach. Ihr steht nicht im glänzenden Gewand vorne am Altar, ihr habt keinen Social-media-Auftritt, euch sieht niemand aber dennoch profitieren viele von dem was ihr tut.
Ich stelle es mir bildlich vor, wie ihr vor allem vor den großen Feiertagen durch die Pfarrkirche wuselt - mit Putzlappen, Staubwedel und Möbelpolitur ausgestattet.
Ihr gehört zu den Gruppen in unserer Pfarrei, von denen wahrscheinlich noch nicht einmal alle Kirchenbesucherinnen und -besucher wissen. Viele von euch sind darüberhinaus auch noch in anderen Bereichen unserer Pfarrei ehrenamtlich aktiv.
Gerade in der heutigen Zeit, in der die Kirchen immer mehr in die Kritik geraten, in denen der sonntägliche oder sogar werktägliche Kirchgang nur noch eine kleine Minderheit interessiert, ist es umso schöner, dass es Frauen und Männer gibt, die sich um die Sauberkeit unserer katholischen Pfarrkirche kümmern. Frauen und Männer, die sich nicht dafür schämen, zu sagen, „ich putze ehrenamtlich die katholische Kirche“.
Euer Engagement ist ein ganz besonderes.
Einmal, weil inzwischen sehr viel Mut dazu gehört, sich zur katholischen Kirche zu bekennen und in dieser sogar noch ehrenamtlich tätig zu sein. Ein anderes Mal, weil sich heute jeder wahrscheinlich zweimal überlegt, für was er oder sie seine knapp bemessene Freizeit opfert. Die Zeit für das ehrenamtliche Engagement schwindet. Viele Menschen suchen ihre Zufriedenheit und ihr Glück in anderen Dingen als in gesellschaftlichem Engagement. Ein Wochenende im Wellnesshotel ist stressfreier, als ein Wochenende lang ein Fest mit seinem Verein zu stemmen und sich die Finger schmutzig zu machen. Wir alle machen die Erfahrung, dass ein Ehrenamt in Gemeinschaft uns auch etwas zurückgibt, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Ich ehrlich gesagt, bedauere die Menschen, die es nie erleben, in Gemeinschaft etwas auf die Beine zu stellen. Im Kleinen wie im Großen. Auch ihr habt Spaß an der Sache. Bleibt uns noch lange erhalten.
Allen Mitgliedern des Putzteams aus der Vergangenheit und insbesondere der Gegenwart möchte ich im Namen der Pfarrei St. Margareta ganz herzlich für euren teilweise schon jahrelangen Einsatz für eine saubere Pfarrkirche danken.
Was ihr tut ist gelebter Gottesdienst.
Der Heimatpreis für Soziales Engagement geht an das Putzteam der katholischen Pfarrei St. Margareta. Herzlichen Glückwunsch.
Birgit Rettinger
für das Gemeindeteam Kahl